…oder „Passt jetzt grad nicht.“ oder „Das war kindliche Spinnerei.“ oder „Das kann ich doch nicht machen.“
Ich hatte letzte Woche auf einem Fotoworkshop in einer Western Stadt eine Art Déjà-vu. Vier Tage lang lebte ich in einer Parallell – bzw. Traumwelt und war direkt in einen Karl May Film versetzt.
Auf der staubigen Mainstreet in der gleißenden Sonne flanierten Siedler mit ihren Familien, Indianer saßen stolz auf ihren edlen Pferden und beeindruckende Büffel grasten friedlich auf den umliegenden Weiden.
Das Frühstück wurde im O’Hara´s auf der Terrasse eingenommen, das Abendsessen im Saloon, und ein Cowboy spielte Songs auf der Gitarre.
Es war am Anfang sehr ungewöhnlich.
Bis ich auf einmal andere Bilder in meiner Erinnerung sah. Meinen Cousin als Winnetou und mich als seine Gefährtin Morgenröte.
Es war nicht nur ein Spiel für uns. Wenn ich bei ihm war an den Wochenenden, schliefen und aßen wir in seinem Indianerzelt, das in seinem Zimmer aufgebaut war. Wir liefen mit buntem Federschmuck auf den Köpfen herum und sammelten Holz für ein Floß, mit dem wir von dem kleinen Fluss in meiner Stadt übers Meer direkt in den wilden Westen wollten.
Mit Kartoffelschälmessern ritzten wir kunstvolle Zeichen in die dunkle Rinde von Stöcken. Das hatten wir uns von den reich verzierten Marterpfählen abgeschaut.
Wir planten unsere Reise ganz genau. Irgendwann schien uns der schmale Fluss als doch nicht so geeignet, um von dort aus zu starten. Die gute Gelegenheit sollte sich aber schon bald bieten.
Eine kurze Reise unserer Eltern mit uns nach Nürnberg. Endlich sollte es für uns losgehen. Wir warteten bis alle schliefen und wollten aufbrechen. Leider oder von heute aus gesehen zum Glück, kamen wir nicht sehr weit. Gerade bis zur Haustür unserer Ferienwohnung. Einer unserer Elternteile fing uns ab.
Es war zwar blöd und wir bekamen den mega Ärger, aber wir planten zu Hause unbeirrt weiter.
Gut, wir brachen zwar nie in das Land unserer Helden und Träume auf. Trotzdem ist mir diese Zeit so lebhaft in Erinnerung und ich möchte sie auf keinen Fall missen.
Ich habe mich letzte Woche gefragt, wie es wohl ist, wenn man seine Träume vergisst, verdrängt oder für unerfüllbar hält. Für mich ist es undenkbar.
Es geht mir heute nicht so sehr darum, meine Träume von früher 1:1 genauso umzusetzen. Ich muss mir kein Floß bauen, und nachts in einem Zelt schlafen.
Wenn ich frühmorgens im Sommer die Haustür öffne, um die Hunde hinauszulassen, und diesen besonderen Geruch rieche, der nach Frische und Freiheit duftet, der mein Herz öffnet und mein Gesicht zum Lächeln bringt. Und ich ihn so tief in mich einatme, bis jede Zelle davon erfüllt ist. Dann denke ich freundlich und erfüllt an meinen Traum von früher.
Was mir wichtig ist, ist das Gefühl, das ich mit meinem Traum von früher verbinde, zu spüren. Die Lebendigkeit, die durch meinen Körper und Geist fließt zu genießen.
Große und kleine Abenteuer erleben, Unbekanntes wagen, Herausforderungen begegnen, neugierig sein und keinesfalls die Aussage zu akzeptieren: „Das geht nicht, weil…“
Denn spätestens dann stapft meine innere Indianerin“ Morgenröte“ mit dem Fuß auf. Was für mich geht oder nicht, entscheide ich ganz selbst. Aber erst einmal probiere ich es aus.