Kinofilm Paula „Mein Leben soll ein Fest sein!“

Ich bin mir sicher, wer einmal den Zauber des Lichtes von Worpswede und dem Teufelsmoor gesehen und gefühlt hat, wird sich immer darin erinnern.
Der Kinofilm „Paula“ hat die Magie dieses Ortes eingefangen; sie genau verstanden.
Regisseur Christian Schwochow und der Kameramann Frank Lamm, machen diesen Film zu einem großartigen, teils angenehm leisem Gemälde.

Paula, gespielt von der wunderbaren Carla Juri, greift dieses Bild einer Landschaft und den unbändigen, neugierigen und mutigen Charakter einer herausragenden Frau, auf berührende Weise auf.
Mit 21 kommt die junge Paula in die Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen.
Es ist das Jahr 1897. Junge Damen kommen hierher, um Kunstkurse bei den Malern dort zu machen. Nichts Ernsthaftes. Eine gute Einnahmequelle für die Künstler und eine willkommene Abwechslung für die Mädchen aus der guten Gesellschaft.

Nicht so Paula. Sie ist hier um, Künstlerin zu werden. Nicht nur nette Naturstudien, zum Zeitvertreib anzufertigen.
Ihr Vater, der sie fördert gibt ihr mit auf den Weg:“ Paula, ich glaube nicht, dass du eine goldbegnadete Künstlerin 1. Ranges wirst.“
Paula ist fest entschlossen, ihm und allen, die sie nicht ernst nehmen, das Gegenteil zu beweisen.
Hier lebte Paula nach ihrer Ankunft im Worpswede.

Sie fällt aus der Reihe, sucht sich Modelle aus dem Armenhaus, ergründet ihren eigenen Stil.

Paulas Begegnung mit dem älteren Otto Modersohn wird schicksalhaft. Als ihr Vertrauter und Ehemann, fördert er ihre Malerei. Sie hat ein eigenes Atelier und ist mitten in der der jungen Kunstszene Worpswedes. Trotzdem wird sie als Künstlerin nicht ernst genommen.

Mich berührt diese Paula, die trotzdem an sich glaubt, und sich und ihrem Wunsch treu bleibt.
Sie lebt mit Ihrem Mann und dessen kleiner Tochter in diesem Haus, und wird doch immer mehr von der Enge und Ignoranz, die sie fühlt erdrückt.

In der Silvesternacht 1899 bricht Paula aus dieser Begrenztheit aus. Nach Paris.

Faszinierend als Betrachter ist der leise Farbwechsel der Orte. Das Licht in Paris ist anders.
Paula findet gute Freunde in der dortigen Kunstszene. Sie wird finanziell immer noch von ihrem Mann unterstützt. Unermüdlich malt sie. Es scheint, als finde sie im Selbstportrait ihren tiefen eigenen Malstil und Ausdruck.

Sie lebt in Paris ihre ganze Leidenschaft und Freude. „Mein Leben soll ein Fest sein“.

Obwohl ihr Mann von seinen Freunden fast gedrängt wird, Paula in eine Anstalt einzuweisen, was Ehemännern erlaubt war, fährt er zu ihr nach Paris, um sie wieder für sich zu gewinnen.

Als er unverrichteter Dinge wieder abreisen will, sieht er Paulas neusten Werke.
Tief beeindruckt davon, finden die beiden wieder zusammen.
Paula kommt mit ihm zurück nach Worpswede. Sie hat eine Vorahnung, dass sie nicht lange leben wird.
Auf dramatische Art bewahrheitet sich diese.
Pauls stirbt kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter.

Für mich ist „Paula“ ein Ausnahmefilm. Einer dieser, bei denen man nicht schon beim Abspann nach Tasche und Jacke sucht, um gleich danach aufzustehen.
Eine Begegnung mit einer Frau, die so viel von ihrer Seele und Leidenschaft für ihre Kunst preisgibt. Die beeindruckt. Mit leisen Tönen und wachem Blick.
Diese Paula erinnert mich eindringlich, meinen Traum, meine Berufung zu leben. Mich nicht beeindrucken und verunsichern zu lassen, von Vorurteilen oder Nicht-Verstehen meiner Selbst.
Paula ist eine der Pionierinnen, die mir zeigt, mich mit allem, was ich bin und was mich ausmacht, ernst zu nehmen und das Leben zu feiern.

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