Der verkrüppelte Schmetterling

Ich habe vor kurzem diese kleine Geschichte gelesen, die es in sich hat.

„Ein Mann beobachtete, wie ein Schmetterling durch das schmale Loch seines Kokons zu schlüpfen versuchte, und sich dabei abmühte.
Lange kämpfte der Schmetterling. Schließlich bekam der Mann Mitleid, holte eine kleine Schere, und öffnete damit ganz vorsichtig etwas den Kokon, so dass sich der Schmetterling leicht selber befreien konnte.
Aber was der Mann da sah, ließ ihn erschrecken. Der Schmetterling war ein Krüppel. Er konnte nicht richtig fliegen, und stürzte immer wieder ab. Auch auf seinen Beinen konnte er sich nicht halten.
Der Mann erzählte einem bekannten Biologen davon, und wie er dem Schmetterling geholfen hatte.
Der Biologe antwortete ihm: „Das war ein großer Fehler, du hättest ihm nicht helfen dürfen. Du hast den Schmetterling zum Krüppel gemacht.“
Der Mann wollte dies nicht glauben.
Der Biologe fuhr fort: „Durch die schmale Öffnung im Kokon, ist der Schmetterling gezwungen, sich durchzuzwängen. Erst dadurch werden seine Flügel aus dem Körper gequetscht. Und deshalb kann er richtig fliegen, wenn er es aus seinem Kokon geschafft hat.“
Der Mann wurde nachdenklich.
„Weil du ihm den Schmerz und die Anstrengung ersparen wolltest, hast du ihm zwar kurzfristig geholfen, aber für sein Leben nichts Gutes getan – im Gegenteil!“
Autor unbekannt

Jeder von uns kennt Situationen, in denen es wichtig ist innezuhalten. Nichts zu tun, da etwas auf einer anderen Ebene erst fertig werden muss. Weil es noch Zeit braucht, damit das Neue geboren werden kann. Wo jeder Aktionismus im Moment fehl am Platze ist. Solche Situationen auszuhalten, sind oft eine Herausforderung.
Für den, der gerade darin steckt genauso, wie für den, der helfen möchte. Wenn es grade einfach wichtig ist, nichts zu tun, oder den anderen selbst machen zu lassen.

Genauso wird jeder von uns irgendwann in seinem Leben Schwierigkeiten, und auch den einen oder anderen Schmerz erleben. Und oft sind genau diese Schwierigkeiten und Schmerzen eine große Chance, um sich weiterzuentwickeln. Wenn man sie als solche erkennt, auch wenn es schwerfällt.

Das ist die Kunst und eine große Freude für mich in meiner täglichen Praxis im LEBENS·ART·CAMPUS. Menschen bei ihren Entscheidungen und deren Findung zu unterstützen. Zu fühlen, wann ist es wichtig, einen Moment nichts zu tun, außer den Prozess zulassen, damit etwas wichtiges reifen darf.

Herzlichst
Daniela Geipel

Veröffentlicht in Alle Beiträge, Inspirierendes.

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